Kreis Steinfurt ist ökologische Problemregion

Biene_by_Radka Schöne_pixelio.deZum Auftakt des Kommunalwahlkampfes hatte die Partei Bündnis90/Die Grünen in die Alte Feuerwache eingeladen. Über 30 Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, mit dem landwirtschafts- und naturpolitischen Sprecher der Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Norwich Rüße, über Landwirtschaft, Tierschutz und die Erhaltung der Kulturlandschaft ins Gespräch zu kommen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Dr. Marlene Klatt, begrüßte die Gäste.

Norwich Rüße, Biolandwirt aus Steinfurt, stellte an den Anfang einige Kernpunkte der gegenwärtigen Debatte über den Standort der Landwirtschaft in der Gesellschaft. Er ging auf den Bauboom bei großen Mastanlagen, die „Vermaisung“ der Kulturlandschaft, Artensterben und Biodiversität sowie Arbeitsverhältnisse in der Fleischindustrie ein. Mit Statistiken und Übersichtskarten wurde die Situation in Nordrhein-Westfalen deutlich gemacht. Der Kreis Steinfurt sei eine ökologische Problemregion. Der Maisanbau für die 44 Biogasanlagen beanspruche teilweise über 50 Prozent des Ackerlandes, zudem werde intensive Schweinemast betrieben. „Biogasanlagen entstehen dort, wo Ackerbau vernünftig möglich ist und die Landwirte aktiv sind“, stellte der Politiker fest. Der Kreis sei ein „Musterbeispiel“ für Intensivlandwirtschaft. Albert Engbert schaltete sich mehrfach in die Diskussion ein und verwies unter anderem auf das Gülleproblem. „Wir Landwirte haben keine Lobby“, beklagte er.

Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz entstünden zudem durch Grünlandverluste, die zum Artensterben, beispielsweise bei Uferschnepfe oder Grauammer, führten. Norwich Rüße verwies darauf, dass der Tierschutz im Grundgesetz stehe und die Politiker sich deshalb darüber Gedanken machen müssten. Sie könnten nicht alle Diskrepanzen ausräumen, neben den Landwirten seien auch die Verbraucher gefragt. Es hätte sich in den vergangenen Jahren schon einiges geändert, wie die zunehmende Zahl an Vegetariern zeige, so Rüße. Förderanreize für eine naturverträgliche Landwirtschaft und Lebensmittelkennzeichnung waren weitere spannende Themen in der regen Diskussion. Die Entwicklungen auf dem Weltmarkt verfolgen die Grünen mit Sorge. „Der Westen ist Trendsetter, alle wollen so leben wie wir“, sagte Rüße. Das gehe zwangsläufig einher mit Intensivhaltung, Hormon- und Antibiotika-Einsatz in der Fleischproduktion. Einige Teilnehmer der Veranstaltung wünschten sich weitergehende Erörterungen der Problematik, auch außerhalb des Wahlkampfs.

[Veranstaltungsbericht der Grünen Ibbenbüren]

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