Nach der Krise ist vor der Krise: Schlachtbranche in NRW neu aufstellen!

Durch die gerade erfolgte Aufhebung des Produktionsstopps für den Hauptstandort von Tönnies kann das Unternehmen in Rheda-Wiedenbrück wieder Tiere annehmen und seine Produktion schrittweise hochfahren. Das wird voraussichtlich die angespannte Lage auf dem Schweinemarkt etwas beruhigen.
Der Corona-Ausbruch am größten deutschen Schlachthof hat die seit Jahren herrschenden Missstände erneut ans Tageslicht gebracht. Die menschenunwürdigen Arbeits- und Wohnbedingungen müssen endlich vollständig behoben werden.

Ganz wichtig ist, sich dabei bewusst zu machen, dass wir beim Wort „Schweinestau“ über lebende Tiere sprechen! Hier geht es nicht um die normale Verkehrslage auf den Straßen Nordrhein-Westfalens, wie es das Wort „Stau“ suggeriert. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands spricht von ca. 400.000 Schweinen „in der Warteschlange“. Das entspricht fast der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Duisburg!

Das System ist in seiner kaum vergleichbaren Taktung nicht fähig, die Arbeitnehmer zu schützen, das Tierwohl zu achten und die benötigten Kapazitäten vorzuhalten. Wir brauchen deshalb vielfältige, sich gegenseitig stabilisierende Strukturen für die gesamte Produktionskette, die im Sinne des Tierschutzes und im Sinne der Schweinehalter weitere Katastrophen verhindern. Hier konkret zu investieren und zu unterstützen sowie Benachteiligungen kleinerer Schlachtunternehmen abzubauen, wäre ein richtiger Schritt.

In der morgigen Sondersitzung müssen wir darüber sprechen, wie die Schlachtbranche in NRW nachhaltig so verändert werden kann, dass bei ähnlichen Krisen nicht wieder der Totalausfall der Branche droht. Das gilt ganz besonders vor dem Hintergrund der Afrikanischen Schweinepest, deren Auftreten für die Schlachtbranche ebenfalls eine riesige Herausforderung wäre. Angesichts der jetzigen Ereignisse ist zu befürchten, dass sie dem nicht gewappnet ist. Die Landesregierung ist jetzt aufgefordert, in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung für Strukturen zur sorgen, die krisenresilienter sind und die Abhängigkeit von einzelnen Megaschlachthöfen aufheben.

Pressemitteilung zur Sondersitzung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landtags NRW am 16.07.2020. Es wird über die Frage beraten, was die Landesregierung tut, um die Krise auf dem Schweinemarkt zu lösen.

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